Da wir in unserem Fundus inzwischen 4 Talglämpchen haben, wollte ich natürlich auch einen gewissen Vorrat an Brennmaterial.
Also, dachte ich, frag doch den Bauern, bei dem wir jedes Jahr unsere ca. 20 kg Rindfleisch holen, ob er uns beim Schlachten das Nierenfett auf die Seite tun könne. Ja, macht er. Bei der endgültigen Terminabsprache sagte er am Telefon, sie hätten jetzt das Fett von 2 Rindern auf die Seite, ob mir das reiche? Ich – aus einem Bauchgefühl heraus – sagte, ja, reicht.
Mit was auch mein Bauchgefühl nicht rechnen konnte: Nierenfett von 2 Rindern ist eine unglaubliche Menge Zeugs!
Ich habe es nicht gewogen, aber 10 Kilo waren es locker. Und optisch schon ein wenig eine Herausforderung, da man auch noch die Zu- und Ableitungen der Nieren deutlich sah (wenn das jemand sehen will, stelle ich hier gern noch ein Detailfoto ein).
Da wir ja hier ein wenig beim Thema „angewandte Archäologie“ sind: die Rinder sind deutsche Angus, also eine eher kleinere Rasse (Rassebeschreibung siehe hier: http://www.angus-bundesverband.de/index.php/de/rassebeschreibung). Die Rinder sind also schon größer als die Rinder des Mittelalters, aber bei weitem kleiner als zum Beispiel eine holsteinische Schwarzbunte. Und ein so kleines Rind hat eine solche Menge Fett um die Nieren rum?! Das war durchaus eine Erkenntnis.
Tja … ich hatte es so gewollt. Nachdem wir also das Fleisch vollends portioniert und in den Gefrierschrank gepackt hatten, verbrachte ich weitere zwei Stunden dieses Abends und nochmal drei Stunden (geschätzt) des nächsten Tages damit, diesen riesen Batzen in kleine Stückchen zu würfen und jeweils den größten unserer Töpfe damit zu füllen. Bald zog ein gewöhnungsbedürftiger Duft durchs Haus, nicht unbedingt eklig, aber na ja … fettig halt.
Beim Aussieden des Fetts sollte man eher langsam anfangen. Lieber zuerst ein wenig kleinere Hitze unterm Topf, damit die Fettstückchen nicht anbacken. Wir wollen ja weißes Fett.
Und immer wieder rühren, rühren, rühren! Nach einer Weile bekommt man ein Gefühl für die notwendige Hitze, und dann geht es auch flotter mit dem Aussieden.
Ich habe immer gewartet, bis sich im Topf genug flüssiges Fett gesammelt hatte, und dieses durch ein feines Sieb in die Schüsseln gefüllt.
Dann wieder gerührt, gewartet, gerührt, Fett geschöpft, gerührt, und so weiter, bis am Ende nur noch die Grieben im Topf übrig sind. Diese kann man dann auch noch in ein Sieb tun und das daran hängende Fett abtropfen lassen.
Das Ergebnis waren ca. 5 kg reines Talg und eine Schüssel voll Grieben. Diese kann ich leider nicht verwerten, die Schüssel steht draußen auf dem Terrassentisch und wird von Amseln, Spatzen, Spechten und gelegentlich einem Rotkehlchen besucht.
Der Talg eignet sich natürlich auch zum Anbraten oder Frittieren, von daher habe ich keine Bedenken, diese ungeplant große Menge verwerten zu können.